Wirtschaft und Kunst sind sich näher, als es auf den ersten Blick scheint, denn es sind zwei Teilaspekte unserer Kultur, die schon seit Urzeiten unser Zusammenleben auf diesem Planeten weitgehend bestimmen.

Sowohl die Fertigung kleiner Kunstwerke, als auch der Tauschhandel waren erste Anzeichen einer beginnenden Zivilisation.
Heute sind Kunst und Wirtschaft so eng miteinander verknüpft, dass das Eine ohne dem Anderen gar nicht denkbar wäre; Design, Architektur und vieles mehr an künstlerischen Ausdrucksformen, sind feste Bestandteile unserer wirtschaftlichen Aktivitäten, wir nehmen sie nur nicht mehr bewusst wahr, weil sie so vollkommen selbstverständlich geworden sind.

Das Leben als Gesamtkunstwerk

Man denke nur an die Skyline von Frankfurt, an all die Arbeitsgeräte, die Wissensarbeiter jeden Tag benutzen; jedes Signal, das aus Unternehmen nach Außen gesendet wird – von der Imagebroschüre bis zur Visitenkarte – wird nach ästhetischen Gesichtspunkten erstellt. Wir alle leben eigentlich inmitten eines Gesamtkunstwerks und vielleicht fällt es genau deshalb so schwer die Kunst als ein getrenntes Etwas wahrzunehmen, weil wir uns von Außen nicht betrachten können.
Wo sich Kunst und Wirtschaft jedoch eindeutig unterscheiden, ist die Denk- bzw. Arbeitsweise.

Kunst ist ein ständiges Experimentieren, ein immer währendes Versuchen und Verwerfen; Fehler machen, um zu lernen, um sich zu verbessern und dem Zeitgeist folgen, ohne Originalität einzubüßen.

Kunst, Wirtschaft und das Neue

Jedes Neue erfordert ein Loslassen von Altem und all das geschieht beim malen in einem relativ überschaubarem Prozess. Am Ende führt diese Tätigkeit jedoch zu keinen endgültigen Ergebnissen, denn Kunst wird erst dann vollständig, wenn es von Menschen betrachtet / erlebt wird; Kunst verändert sich mit dem Betrachter, mit der jeweiligen Umgebung, oder Situation.
Diesen Aspekt der Unbeständigkeit nutzt die Kunst für sich, nicht nur, um lebendig zu sein, sondern um es auch zu bleiben; Kunst schöpft genau aus dieser Wandlungsfähigkeit ihre einzige Stabilität, ihre Dauer.

Dieser vertrauensvolle Wagemut scheint mir in der Wirtschaft nicht so verbreitet zu sein, obwohl sie dort nicht minder nötig wäre, denn die wachsende Komplexität und die weitreichenden Abhängigkeiten, die durch das Zusammenleben und -wirken von derzeit 7,3 Milliarden Menschen, erfordern von jedem Individuum und jeder Organisation ein Höchstmaß an Beweglichkeit.

Unbestimmtheit und Neuschöpfung

Unbestimmtheit und alltägliche Ungewissheiten sind die Rahmenbedingungen mit denen wir im 21. Jahrhundert konfrontiert werden. Um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, brauchen wir neue Konzepte und Strategien, die uns ein hohes Maß an Flexibilität erlauben, ohne sich in Beliebigkeiten aufzulösen.

Zwei der menschlichen Antriebe sind hierbei besonders wichtig und nützlich: das Streben nach Sicherheit und das Erlernen von neuen Kompetenzen. Wenn bewährte Kompetenzen keine Sicherheit mehr vermitteln können, dann neigen wir dazu, uns neue Kompetenzen anzueignen, die uns zumindest temporär die notwendige Sicherheit vermitteln können.

Dieses Wechselspiel von Neuschöpfung und (schöpferischer) Zerstörung ist das Prinzip, nach der Kunst entsteht; Wirtschaft als Kunst denken könnte die Lösung für viele der Probleme lauten, die uns heute teilweise ausweglos scheinen.