Tatsächliche Innovationen sind um einiges bedeutungsvoller, als nur technologische Neuerungen.

Eine umfassende Innovationskultur zu etablieren, bedeutet das Denken neu zu erlernen, sich selbst konsequent neu zu definieren und zu erkennen, dass die individuelle Existenz einen weit größeren Sinn haben kann, als der, den uns die Evolution bisher vorgeschrieben hat.
„Nur“ zu überleben, sich fortzupflanzen, um die Spezies vor dem Aussterben zu bewahren, hat schon unseren Vorfahren nicht mehr genügt, die die afrikanische Savanne verlassen haben und ausgezogen sind, um eine ihnen damals vollkommen unvorstellbare Welt zu erkunden und zu bevölkern.

Innovatives Denken – ein fester Bestandteil menschlicher Kultur

Die Erkenntnis, dass jeder von uns der Nachkomme dieser großartigen Pioniere ist und die damit verbundene Verpflichtung ihre Entdeckungsreise fortzusetzen, kann all unseren Gedanken, Ideen, unseren Träumen und nicht zuletzt unseren Handlungen einen vollkommen neuen Sinn verleihen.
Wenn wir uns als Teil der gesamten Menschheitsgeschichte erkennen, dann bekommt unser Leben eine ganz besondere Bedeutung und wir fühlen uns nicht mehr einsam und ohnmächtig dem reissenden Strom der Ereignisse ausgeliefert.
Wir sind einzigartige Individuen, deren Aufgabe es nicht sein kann ausschliesslich Vorgaben zu erfüllen und geistig sozusagen in Reih und Glied zu marschieren.

Das Neue entdecken

Um unsere komplexe Welt zu verstehen und den weiteren Verlauf der Geschichte aktiv zu beeinflussen, müssen wir lernen aus der Reihe zu tanzen und das Risiko eingehen, dass wir uns dabei an einem der vielen unerwartet auftauchenden Hindernissen die Stirn blutig schlagen könnten.
In diesem Ozean der unendlichen Vielfalt in dem wir alle an der großen Lebensregatta teilnehmen, ist es nicht richtig die gesamte Kraft darin zu investieren vorgesehene Ziele mit aller Gewalt zu erreichen.
Es ist auch gut, sich mal dem Wind anzuvertrauen und das Risiko einzugehen, dass er uns vielleicht von unserem geplanten Ziel in völlig unbekannte Regionen des Ozeans treiben kann. Denn nur dort gibt es das wirklich „Neue“ zu entdecken, zu erforschen und nutzbar zu machen.

Eine andere Denkweise

Aber wie finden wir den Mut, der nötig ist, damit wir den vorgesehenen Kurs verlassen, aus den gewohnten Bahnen ausbrechen und die Komfortzone verlassen können?
Woher nehmen wir die Stärke und die Klarheit mit deren Hilfe wir unsere Weltbilder, Lebensentwürfe und Gewohnheiten neu ausrichten können?
Es sind elementare und teilweise tatsächlich beängstigende Modifikationen, die wir in unserer Denkweise vornehmen müssen; wir müssen erkennen, dass es in unseren Leben keine Sicherheiten gibt.
Es kann keinen sicheren Zukunftsplan geben, in unserer sekündlich komplexerer werdenden Welt müssen wir lernen, uns allenfalls mit Wahrscheinlichkeiten zu begnügen.

Abseits der sicheren Pfade

Wir denken gerne linear. Die Vorstellung, dass alles einen Anfang und ein Ende hat, dass jedes Ereignis einen einzigen Auslöser und ebenso nur eine Wirkung hat, nährt in uns die Illusion, dass künftige Ereignisse kalkulierbar sind. Deshalb sind all unsere Lebenskonzepte, unsere Pläne und Ziele linear ausgerichtet. Nichts geschieht ohne Grund und wenn man wissen will, was in Zukunft passieren wird, muss man nur die heutigen Zeichen deuten können.
Es ist wahrlich ein Wunder, dass diese Denkart in unserer aufgeklärten, wissenschaftlich geprägten Welt nicht schon längst ausgestorben ist, aber wie alle „Hilfsmittel“, die uns glauben machen können, dass wir uns auf sicheren Pfaden befinden, hält sich auch diese Annahme äußerst hartnäckig.
Obwohl wir es eigentlich sogar aus eigener Erfahrung besser wissen müssten, denn jede Biografie steckt voller Überraschungen; zufällige und vollkommen unkontrollierbare Ereignisse, die eigentlich ganz und gar nicht vorgesehen waren, bestimmen weitgehend unsere individuellen Existenzen.

Das werdende Universum

Wenn man also lernen will innovativ zu denken, dann muss man sich als erstes endgültig damit abfinden, dass das Leben nicht step by step geradeaus zum nächsten Ziel führt, sondern sich in einem stetigen Prozess eher spiralförmig um all die unerwarteten Ereignisse, schlingelt.
Auf Millimeterpapier mag es einen Punkt A mit einem direkten Weg zu Punkt B geben, im Leben jedoch geht es jedoch nicht zu, wie auf Millimeterpapier und das ist gut so, denn Innovationen entstehen nicht auf einem aufgeräumten Zeichenbrett, sondern im Chaos unserer Ideen und Gedanken.
In einem „werdenden Universum“ gibt es kein Ankommen und es kann keine ultimativen Patentrezepte geben; es gibt immer nur die nächste „bestmögliche“ Lösung.
Wer sich also auf die Idee der Innovation einlässt, wird zunächst einmal sehr schnell auf ziemlich schmerzhafte Art und Weise mit Vergänglichkeit konfrontiert.

Innovationskultur als Aufgabe

Aber nach den ersten Schritten in die Ungewissheit entfaltet sich die unendliche Weite der Ideen; Möglichkeiten tun sich auf, von denen man nicht einmal geahnt hat, dass sie existieren. So in etwa, wie es auch unseren Ahnen erging, als sie die Geborgenheit der gewohnten Umgebung verliessen, um den Planeten zu bevölkern. Es ist unsere Aufgabe dieses Erbe fortzuführen und die „Innovationskultur“ der ersten Pioniere weiter mit Leben zu erfüllen, denn die menschliche Kultur ist eine Kultur der Innovationen.