Über Kreativität wurde in den vergangenen Jahren sehr viel geschrieben und diskutiert. Es gibt lediglich eine Definition von Kreativität, die in der Lage ist, das Prinzip einigermaßen in Worte zu fassen: „Kreativität ist die Fähigkeit, Vorhandenes derart zu kombinieren, dass daraus etwas Neues entsteht.“ Dieses sog. Vorhandene kann sich sowohl auf Materialien als auch auf Ideen, Daten, Informationen beziehen.
Was jedoch in allen Versuchen Kreativität zu definieren leider immer noch häufig übergangen wird, ist der gestalterische Wille, der mobilisiert werden muss, bevor sich Kreativität entfalten kann.
Der Wille die Welt zu gestalten
Den Willen, die Welt zu gestalten betrachte ich als den vielleicht wichtigsten Antrieb der menschlichen Zivilisation. Gestalten bedeutet weit mehr, als das Vorhandene zu verwalten, denn ein Gestalter greift zwar das Althergebrachte auf, aber er kombiniert es derart, dass etwas Neues entstehen kann.
Das ist das Grundprinzip der Kreativität, wobei ich persönlich die Formulierung „in Beziehung setzen“ bevorzuge, denn Kombination allein führt noch lange nicht zu einem Ergebnis, das nicht nur neu, sondern auch nützlich und sinnvoll ist.
Ein gutes Bespiel hierfür ist das Auto: viele Ideen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht einmal etwas miteinander zu tun haben, werden miteinander in Beziehung gesetzt. Erst dieses „Vernetzen“ führt zu etwas vollkommen Neuen, nämlich zu einem Auto.
Warum ist Kreativität gerade heute so wichtig?
Unsere Welt und unsere Lebenswirklichkeit verändern sich in einem rasanten Tempo. Ein Standardrepertoire an Handlungsoptionen reicht längst nicht mehr aus, um die Herausforderungen des Alltags zu meistern.
Permanent improvisieren. Flexibel sein. Schnelle Entscheidungen treffen und die mit ihnen einhergehenden Chancen und Risiken intuitiv kalkulieren. Lösungen für bisher noch nie dagewesene Probleme finden. Jeden Tag mit neuen Ungewissheiten konfrontiert sein und bei all dem auch noch die Ruhe bewahren – das sind die kreativen Glanzleistungen, die wir täglich erbringen.
Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, die kreativen Ressourcen von uns selbst und von möglichst vielen Menschen zu erkennen, zu fördern und intelligent einzusetzen.
Warum Intelligenz allein nicht mehr ausreicht?
Unsere Kreativität ist weit mehr, als die Gabe kunstvolle Gegenstände herzustellen; Kreativität ist der Motor der menschlichen Zivilisation.
Kreativität, der Reichtum an Ideen, unsere Erfindungsgabe gepaart mit Mut, Tatkraft und der Fähigkeit Visionen zu entwickeln, haben uns ermöglicht, dass wir uns immer wieder an die teilweise radikalen Veränderungen der Umwelt und der Gesellschaft angepasst haben.
So war es in der Vergangenheit und so wird es auch in der Zukunft sein; Kreativität ist die Schlüsselkompetenz, wenn es um das Auffinden von sinnvollen Entwicklungspotenzialen und Ideen geht; Kreativität ist und bleibt der Schlüssel zu einem besseren Leben auf diesem Planeten.
Dank unserer Intelligenz sind wir in der Lage Informationen über unsere Wirklichkeit zu sammeln und auszuwerten. Aber erst unsere Kreativität verleiht uns die Macht aus den Erkenntnissen die richtigen Lösungen zu generieren, die nötig sind, um die Wirklichkeit zu formen und zu gestalten.
Wie können Sie Ihre Kreativität im Alltag erproben?
Kreativität kann sich in unzähligen Formen äussern, das künstlerische Tun ist lediglich eine davon.
Die meisten Eigenschaften, die man üblicherweise als wichtige Voraussetzung für Kreativität betrachtet, werden Sie sicherlich gut kennen; Flexibilität, Offenheit, Neugierde, Mut, innere Unabhängigkeit, Risikobereitschaft etc. gehören zu Ihren erprobten und alltäglich eingesetzten Tools. Sie setzen diese Fähigkeiten mit grösster Selbstverständlichkeit ein, ohne sie jedoch als besonders „kreativ“ zu bewerten.
Hier einige Tipps, wie Sie Ihre kreativen Tools im Alltag spielerisch und mit wenig Aufwand trainieren können:
1. Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Sie kreativ sind, denn Menschen können gar nicht anders als kreativ sein!
2. Nutzen Sie jede sich bietende Gelegenheit, um etwas Neues auszuprobieren. Das müssen keine Großprojekte sein, vielmehr genügt es schon, wenn Sie versuchen Routinen zu unterbrechen, wo es nur geht.
3. Beobachten Sie Ihre Umwelt und denken Sie sich kleine Verbesserungen aus. Sie müssen dazu kein genialer Erfinder werden, unsere Welt bietet unzählige Möglichkeiten, sie per Gedankenexperiment zu verbessern.
4. Spielen Sie mit alternativen Realitäten und stellen Sie sich die „Was wäre wenn?“ Frage. Lassen Sie Ihrer Phantasie dabei völlig freien Lauf.
5. Beobachten Sie sich selbst und stellen Sie fest, wie oft Sie sich am Tag Sie kreativ verhalten haben. Achten Sie hierbei ganz besonders auf „Kleinigkeiten“, denn aus denen bestehen alle großen Projekte.
All das klingt sehr leicht und einfach, es ist schon beinahe so, als müssten Sie sich lediglich für wenige Minuten am Tag erinnern, wie Sie als Kind gespielt haben. Und ganz genau so ist es. Kreativ zu sein ist leicht und einfach. Wohingegen das Unterdrücken der natürlichen Kreativität mit sehr viel Aufwand verbunden ist.
Hinterlasse einen Kommentar