Dies ist wieder einmal der erste einer ganzen Reihe von Artikeln über Kreativität, denn sowohl das öffentliche Verständnis, als auch mein ganz persönliches Erleben dieses immer noch kaum fassbaren Phänomens, haben sich in den vergangenen Jahren laufend verändert.
Kreativität – eine nie endende Reise
In meinem Verständnis umfasst Kreativität alle Lebensbereiche und bezieht sich nicht ausschliesslich auf die Tätigkeiten, die man im Allgemeinen als kreativ bezeichnen würde. Wenn Kreativität bedeutet „etwas Neues“ zu erschaffen, dann müssen wir korrekterweise sagen, dass wir alle permanent etwas noch nie zuvor da gewesenes erschaffen, denn all das, was wir in der Gegenwart denken, fühlen, tun und erleben, hat es vorher in dieser Form noch niemals gegeben und eine Wiederholung wird auch in aller Zukunft nicht möglich sein.
Jeder einzelne Schritt, den wir in unseren Leben machen, jeder einzelne Atemzug ist etwas zutiefst originelles, das nur dieses eine einzige mal stattfindet und dann im Fluss der Zeit für immer verschwindet.
Von der Malerei lernen
In diesem Artikel werde ich versuchen das, was wir bisher über Kreativität wissen mit wenigen Worten zusammen zu fassen. In den darauf folgenden Artikeln werde ich auf die einzelnen Faktoren, die Kreativität begünstigen, oder behindern können, näher eingehen.
Ausserdem werde ich zu lesenswerten Büchern, Artikeln oder auch Vorträgen zum Thema in den jeweiligen Artikeln verlinken.
Und last but not least werde ich natürlich auch persönliche Tipps den Texten beifügen, denn im Grunde genommen kann ich sagen, dass ich das Meiste, was ich in meinem Leben gelernt habe, der Malerei verdanken kann. Seit nunmehr 50 Jahren erlebe ich alltäglich, wie mich das beständige Arbeiten prägt, meine Sicht auf die Welt verändert und mich zu Erkenntnissen führt, die ich ohne Malerei gar nicht, oder nur sehr schwer erhalten hätte.
Was ist Kreativität?
Es gibt immer noch keine allgemein gültige Definition von Kreativität, sie ist immer noch nicht messbar und es gibt im Gehirn keinen besonderen Ort an dem man Kreativität explizit verorten könnte. Ganz im Gegenteil, im Gehirn zeigt sich sogar, dass kreative Prozesse mehr oder weniger das gesamte Netzwerk beschäftigen. Es gibt zwar einige Areale, die bei kreativen Tätigkeiten nachweislich stärker belastet bzw. teilweise runtergefahren werden, dennoch hat man bisher keinen Bereich, als für die Kreativität besonders relevant ausgemacht.
Das Einzige, was man vielleicht mit einiger Sicherheit sagen kann ist, dass bei Menschen, bei denen die Amygdala vergrössert ist -was dazu führt, dass bei ihnen Angst eine lebensprägende Rolle spielt-, die kreativen Leistungen eher unterdurchschnittlich sind. Bei diesen Menschen führt die ständig erlebte Angst dazu, dass sie sich mehr als andere vor neuen Erfahrungen fürchten und somit auch weniger in der Lage sind etwas Neues zu erschaffen.
Das ist ein Teufelskreis, denn die Angst vor dem Neuen kann man nur verlieren, in dem man sich neuen Erfahrungen aussetzt. Zudem wird die Furcht durch den permanenten Fluss von neuen Ereignissen, immer mehr verstärkt.
Kreativität ist eine Grundhaltung
Mehr und mehr komme ich zu der Überzeugung, dass Kreativität viel mehr eine Grundhaltung, als eine Kompetenz, oder Eigenschaft ist, denn das Gesamtpaket, das zur erfolgreichen Entfaltung der kreativen Anlagen benötigt wird, ist derart umfangreich, dass es zutiefst in der Identität verwurzelt sein muss.
Und dennoch bin ich zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch in der Lage ist, seine kreativen Potenziale freizusetzen. Obwohl das sicherlich nicht mit einem Schlag gelingen wird, sondern eher ein langwieriger Prozess ist, lohnt sich der Versuch auf jeden Fall, denn ein erfülltes (Arbeits-)Leben ist ohne Kreativität gar nicht denkbar.
Nun möchte ich Sie zu einem kleinen Gedankenexperiment einladen:
Stellen Sie sich bitte vor, dass irgendwelche, den Menschen äusserst freundlich gesinnte und vertrauenswürdige Aliens auf der Erde landen. Diese möchten fünf Terraner zu ihrer Heimatwelt einladen und garantieren, dass sie nach 60 Minuten irdischer Zeit wieder zurück auf der Erde sind. Die Auswahl der fünf wird per Los vorgenommen und Sie gehören tatsächlich zu den glücklichen, die mitfliegen dürfen!
Würden Sie die Einladung freudig annehmen, oder eher dankend ablehnen?
Im nächsten Artikel geht es um einen wohlbekannten und sehr üblen Kreativitätskiller.
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